Verantwortung und Vertrauen

Sind das die Grundlagen jeder Gesellschaft?

Ich hatte diese Woche einen nicht schöne Auseinandersetzung mit einem Schüler. Die Kernaussage meines Schülers war:
„Kein Lehrer kümmert sich um die Schüler! Das war jetzt bei mir schon auf zwei Schulen so!“

Für mich erst mal ein harter Vorwurf, denn für mich läuft das darauf hinaus, dass ich (oder ganz allgemein -„die Lehrer“) meiner Verantwortung nicht nachkomme. Dass ich auch nicht meine Aufgaben erfülle! Diesen Vorwurf konnte ich -für mich- nicht im Raum stehen lassen. Aber für mich war dieser Vorwurf auch ein Anlass, über „Verantwortung“ nachzudenken. Und dabei bin ich über den einen zweiten Begriff gestolpert: „Vertrauen“!

In jeder Gruppe ist es notwendig, Verantwortung zu tragen und auch Verantwortung abzugeben. In gleichem Maß wie Verantwortung übernommen oder abgegeben wird, muss auch Vertrauen da sein, dass die Verantwortung richtig genutzt wird.

In der kleinen, vielleicht überschaubaren Gruppe einer Familie übernehmen die Eltern Verantwortung für die Kinder. Der Vater übernimmt Verantwortung für die Mutter. Aber die Mutter übernimmt auch Verantwortung für den Partner. Beide sollten vielleicht auch für die Kinder Verantwortung übernehmen! Aber immer kommt auch der Punkt, wo Verantwortung nicht abgegeben werden kann. Wenn das Kind alt genug ist, im Haushalt mitzuhelfen, soll das Kind den Tisch decken. Das Kind soll auch einkaufen gehen, sobald eine Kleinigkeit im Haushalt noch fehlt. Oder vielleicht die verschmutzte Wäsche wegräumen. Oder mit dem Hund gemeinsam Gassi gehen. Oder sein Zimmer aufräumen und die Hausaufgaben machen.

Und Eltern sollten erst einmal Vertrauen haben, dass das Kind den Weg in die Schule kennt, dass das Kind die Straßenregeln kennt, dass es aufmerksam am Straßenverkehr teilnimmt. Ach, da gibt es in der Familie viele Beispiele!

Was aber, wenn das Vertrauen enttäuscht wird? Das ist doch dann auch gleichbedeutend mit einem „Missbrauch“ der Verantwortung, oder?

Klar, ja, es ist ein Scheitern (kein „Missbrauch“ 1) in der Verantwortung, aber gibt es eine Alternative zum Übertragen von Verantwortung oder zum Vertrauen entgegen bringen? Vielleicht liegt der Fehler auch in der „zu großen“ Verantwortung?

Oh, ja, ich kann auch zu viel Verantwortung haben und dann scheitert der Politiker oder auch der Vater oder auch die Mutter und vielleicht auch das Kind, in seiner jeweiligen Rolle: Auf Arbeit -In der Ehe und -In der Erziehung -In der Schule -Im Verein oder -In den täglichen Arbeitsaufträgen.

Und die Lehre? Was ist die Lösung? Keine Verantwortung mehr übertragen oder übernehmen?

Immer nur schreien:
„Die da oben?“ Und dann neidisch sein auf heile Familien, Wohnung, Haus oder Auto?

(1) „Missbrauch“ setzt einen freien Willen vorraus, aber das ist vielleicht ein weiteres Thema.